Karabaghpferde – in Westeuropa
Als private Züchterin in Deutschland und Initiatorin der IG Karabagh möchte ich gerne zum Erhalt der originalen Karabaghpferde beitragen, soweit es in meiner Macht steht. Daher bemühe ich mich um die Zucht von Pferden mit größtmöglichem Anteil an altem, originalem Karabaghblut. Leider sind hier in Westeuropa die Möglichkeiten dazu sehr eingeschränkt, da eine Einfuhr von Pferden oder Gefriersperma aus Aserbaidschan wegen der aktuellen Gesetzeslage der EU (2014) nicht möglich ist und selbst in Aserbaidschan Pferde mit hohem Anteil an originalem Karabaghblut schon sehr selten sind.
Ausgehend von 7 in den 1980ern aus Aserbaidschan importierten Karabaghpferden, die in Westeuropa in der Zucht eingesetzt wurden und werden, war und ist es nicht leicht, eine einigermaßen solide Zuchtbasis zu erstellen, ohne allzu viel Araber einzukreuzen bzw. in eine hochgradige Inzucht zu kommen. Von diesen 7 Pferden waren bzw. sind 6 Hengste und eine Stute, was die Sachlage weiter verschärft. Die Pferde, die heute noch in der Zucht sind bzw. sein könnten, weil ja nicht jede/r Stutenbesitzer auch gleichzeitig ein/e Züchter/in ist, sind mit dem zugehörigen Pedigree auf der Webadresse www.karabagh.info unter dem Menü Karabaghen in Europa zu finden.
Erschwerend kommt noch zu den bereits vorhandenen Zuchtpferden hinzu, dass außer den wenigen bereits mehr oder weniger arabisch beeinflussten Pferden aus dem Originalzuchtgebiet, die der Zucht zur Verfügung stehen, diese zum Teil leider auch noch stark miteinander verwandt sind (siehe Anmerkungen zu den Pferdefotos und Pedigrees).
Die staatliche Pferdeorganisation ARAF in Aserbaidschan, die unser Zuchtproblem kannte, hat uns zu unserem 25jährigen Vereinsjubiläum im Juli 2019 eine erfreuliche Nachricht überbringen lassen. Wir erhielten als Geschenk drei Karabagh-Stuten aus Aserbaidschan, die im Dezember 2019 dann auch, nachdem sie am 1. 12. 2019 in Moskau auf der Pferdemesse "Equiros" vorgestellt wurden, auch in Deutschland ankamen. Zusätzlich zu den Stuten hatte ich noch eine vierte Stute ausgesucht und gekauft, die im gleichen Transport mit den anderen Stuten hier eintraf. Diese Stuten sind hier als "Original Karabagh" aufgelistet.
(Anklicken der Bilder zeigt den dazugehörigen Stammbaum.)
Alle Nachkommen sind daher mit den sieben Pferden, die in den 80ern importiert wurden, mehr oder weniger verwandt und haben zum Teil schon selbst einen Inzuchtkoeffizienten von 5 – 7 %.
* typische Karabaghpferde wurden im Jahr 1948 von sowjetischen Veterinäringenieuren aus verschiedenen Beständen des Landes Nagorny-Karabagh rekrutiert und zu einem Gestüt („Agdam“ – in Berg-Karabagh) zusammengefasst.
** In dieser prekären Situation der Zucht, die eigentlich bereits an ihrem Ende angelangt ist, müssen auch unorthodoxe Zuchtmethoden in Erwägung gezogen werden, um die Rasse „Karabagh“ weitestgehend zu stabilisieren. Dies kann meiner Auffassung nach nicht erfolgen, indem weitere Vollblutaraber (typisches Steppen und Rennpferd der Ebene) eingekreuzt werden, die den typischen Karabagh immer mehr arabisieren, sondern mit Bergpferden die den karabaghischen Typ verkörpern, wenn möglich aus der Umgebung des Originalzuchtgebietes; es sollte vorsichtig ein Outcross angestrebt werden, der – ähnlich wie bei Edelbluthaflingern – nur einen geringen Prozentsatz (6,25 %) des Pedigrees ausmachen darf.